Mia

 

Mia saß auf dem Rücksitz des Autos und kaute auf den Spitzen ihrer blonden Zöpfe.

„Ich geh mal kurz zum Chinesen“, hatte Mama gesagt. „Ich bin gleich zurück.“Von wegen gleich, das kannte Mia. Es war schon eine ganze Weile vergangen und Mia schnallte sich ab, stand auf, blickte zum hinteren Fenster hinaus, aber kein Mensch war zu sehen. Sie wollte sich gerade wieder umdrehen und hinsetzen, als sie etwas golden aufblinken sah. Was war das? Sie blickte genauer hin und da sah sie es. Es war eine goldene Katze, die im Schaufenster saß und ihr zu winken schien.

Mia winkte fröhlich zurück, aber die Katze schaute ganz traurig drein, winkte aber immer weiter. Blöde Katze, Mia schüttelte den Kopf. Das ist bestimmt wieder meine Fantasie, dachte sie und wollte sich erneut hinsetzen. Auf einmal bemerkte sie den Wackeldackel, den Onkel Karl der Mama geschenkt hatte, als sie sich das Auto gekauft hatte.

Seit damals saß der Dackel immer auf der Ablage, blickte zum Fenster hinaus und wackelte. Der Wackeldackel nickte mit dem Kopf, den Blick auf die goldene Katze gerichtet und schaute ganz traurig drein. Es sah aus, als wenn sich die beiden miteinander unterhielten. Komm rüber winkte die Katze. Ich kann nicht schüttelte der Dackel den Kopf. So ging das eine ganze Zeit. Mia konnte es sich nicht mehr mit ansehen. Sie sprang aus dem Auto und rannte in den Laden.

„Ach Mia“, sagte die Mutter. „Was ist los mit dir? Ich komme doch gleich. Ich muss nur noch bezahlen.“

„Mama, Mama, bitte ich möchte die goldene Winkekatze aus dem Schaufenster haben. Ich wünsche mir auch nichts mehr zum Geburtstag.“

Es dauerte eine Weile, bis sich die Mutter überreden ließ. Glücklich stieg Mia in das Auto, nahm den Wackeldackel von der Ablage und hielt ihn mit der Winkekatze fest auf ihrem Schoß. Zu Hause stellte sie die beiden auf das Fensterbrett. Die Winkekatze winkte, golden leuchtend, in der Abendsonne und der Wackeldackel wackelte mit dem Kopf, aber immer noch sahen beide traurig aus. Was kann ich nur machen, dachte Mia. Und plötzlich bemerkte sie, warum die beiden traurig waren. Immer, wenn die Winkekatze ihren Arm nach unten bewegte, wackelte der Dackel seinen Kopf weg, so dass sie, obwohl sie nebeneinander standen, doch nicht zusammenkommen konnten. Mia stürzte zum Fenster, hielt für einen Moment den Arm der Winkekatze fest und ließ ihn wieder los. Endlich sah sie das Leuchten in den Augen der beiden. Wenn jetzt der Arm der Winkekatze nach unten ging, strich sie mit ihrer Hand dem Wackeldackel über den Kopf. Jetzt waren beide glücklich und Mia konnte endlich schlafen gehen.

 

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