Hilfe es brennt

Hilfe! Es brennt!

“Frau Buttge! Frau Buttge!“

Klingeln, Klopfen, lautes Geschrei.


War das nicht Ernas Stimme? Die Buttge öffnete die Tür.

„Wat is denn?“

Widerlicher Gestank schlug ihr entgegen.
“Es brennt! Bei Herrn Drews!“ Ernas Stimme überschlug sich. “Wir ham schon jeklingelt, aber der macht nich uff!“
“Haben Sie nicht den Schlüssel für seine Wohnung?“, fragte Frau Hein.
“So isses.“ Schon rannte die Buttge die Treppe rauf. Aus der Wohnung von Herrn Drews drang Qualm. Die Buttge klingelte, hämmerte mit der Faust gegen die Tür. Keiner öffnete.
“Oh Gott, hoffentlich isser nich tot! Mit neunundachtzig wär det ja keen Wunder …“ Sie schloss auf.
“Herr Drews? Herr Drews …?“ Keine Antwort.
Er war nicht im Wohnzimmer und auch nicht im Schlafzimmer.
Auf dem Küchenherd stand ein Topf, aus dem schwarzer Rauch quoll. Es stank bestialisch.
Die Buttge schaltete die glühende Herdplatte aus und schrie: “Erna! Mach die Balkontür uff! Wir müssen evakuieren!“
Sie schnappte sich den Topf und stellte ihn raus.
Mittlerweile standen noch mehr besorgte Mieter vor der Tür.
“Keene Sorje, is nüscht passiert!“, trompetete die Buttge. “Der Herr Drews hat seine Hühnerbeene vakohlen lassen.“
Sie wandte sich an Erna: “Die soll’n ma die Haustür und die Fenster uffmachen! Hier stinkt’s ja wie Huppatz!“
Plötzlich öffnete sich die Badezimmertür und Herr Drews kam herausgeschlurft, die Bildzeitung in der Hand.
“Wat is denn …?“
“Oh, Jott sei Dank! Wir ham schon jedacht; Ihnen is wat passiert!“
“Wat soll mir denn …?“
“Na, riechense denn nüscht?“
“Nee.“
“Sie ham den Herd anjelassen.“
“Ick hab noch nie nich den Herd anjelassen!“, erwiderte er entrüstet.
“Na, denn kiekense ma uff ’n Balkon.“
Herr Drews drehte sich um und schlurfte los.
Im selben Moment stürmten zwei vermummte Männer mit Gasmaske und Uniform in den Flur. Die Buttge wurde unsanft beiseitegeschoben.
“Wo brennt es?“
“Wer hat Sie denn jerufen?!“, empörte sie sich. “Hier brennt nüscht! Nur de Hühnerbeene von Herrn Drews, die sind vakohlt.“
Es polterte im Treppenhaus. Nun war auch noch die Polizei da.
Mitten im Wohnzimmer stand Herr Drews und starrte hilflos auf die Uniformierten.
“Ick habe doch nüscht jemacht …“
“Nu is man jut, Herr Drews. Kommse ma.“ Die Buttge führte ihn zum Sofa. Dann holte sie ein Glas Wasser.
Als die Feuerwehrmänner und die Polizei festgestellt hatten, dass wirklich nichts brannte, verschwanden sie genauso schnell, wie sie gekommen waren.
“Ick lass Sie jetz ma alleene, Herr Drews“, sagte die Buttge.
Erna hatte im Treppenhaus gewartet.
“Junge, Junge! Beinahe hätten wa det Dach über unsern Kopp verloren!“
Sie war immer noch ganz aufgeregt.
“Is ja noch ma jut jejangen, Erna. Willste noch ’n Schluck Kaffee uff den Schreck?“
Sie gingen gemeinsam die Treppe runter.
“Ach nee, jetzt hab ick meinen Wohnungsschlüssel bei Herrn Drews liejenlassen. Na, hoffentlich macht er mir uff.“
Sie stieg die Stufen wieder hoch und klingelte.
Es dauerte einen Moment, aber dann öffnete sich die Tür. Die Buttge riss vor Staunen die Augen auf.
“Det is doch wohl nich Ihr Ernst …?“
Da stand Herr Drews, hielt in der Hand eine Hühnerkeule und sagte kauend: “Det obere war noch jut.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert